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GESUNDHEIT & VITALITÄT

Probleme mit der 'Mähne'

Haarausfall ist ein weitverbreitetes Problem. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen sind betroffen. Von Mag. Regina Modl

Jeden Tag verlieren wir durchschnittlich bis zu 100 Haare. Normalerweise bleibt dies unbemerkt, da ständig wieder neues Haar nachwächst. Gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen abgestoßenen und nachwachsenden Haaren, sprechen Mediziner von Alopezie (Haarausfall). 

Dies ist jedoch nicht immer gleich Anlass zur Sorge. Bei manchen Menschen ist der Haarverlust im Frühjahr und Herbst einfach größer. Dauert dieser allerdings länger an, sollte man einen Arzt aufsuchen. Es gibt verschiedene Ursachen und unterschiedliche Mechanismen, warum immer mehr Haare in der Bürste landen. 

Manchmal stecken Krankheiten oder Hormonstörungen dahinter, die behandelt werden sollten, aber auch seelische Belastungen und Stress können für schüttere Haare, kahle Stellen und sogar völlige Haarlosigkeit verantwortlich sein. 

Genetische Ursachen 
Etwa 95 Prozent aller Fälle – sowohl bei Männern als auch bei Frauen – sind auf hormonell-erblichen Haarausfall (Alopecia androgenetica) zurückzuführen. Hier entwickelt die Haarwurzel veranlagungsbedingt eine Überempfindlichkeit gegenüber DHT (Dihydrotestosteron), das durch Umwandlung aus dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron entsteht. 

Ist die DHT-Konzentration in der Kopfhaut zu hoch oder die Empfindlichkeit der Haarwurzel zu stark, verkümmert diese und das Wachstum wird gestört. Bei Männern äußert sich diese Form des Haarausfalls durch Geheimratsecken bis hin zur vollständigen Glatze. Bei Frauen kommt Kahlheit selten vor, vielmehr treten schwache bis sehr ausgeprägte Lichtungen am Kopf auf. 

Mit steigendem Lebensalter – bei Frauen meist ab dem Wechsel – nimmt der Grad des Haarausfalls zu. Zur Rettung der noch vorhandenen Haare gibt es Tabletten oder Tinkturen mit speziellen Wirkstoffen, die dafür sorgen, dass der Körper weniger Testosteron in DHT umwandelt. Die Haarwurzel bleibt dadurch kräftig. 

Kreisrunder Haarausfall 
Hier greift das körpereigene Abwehrsystem plötzlich die Haarwurzen an und diese fallen aus. Der genaue Grund dafür ist nicht bekannt, häufig tritt dies aber nach starken psychischen Belastungen (Schock, Trauer) auf. Auch Schadstoffe oder Gifte (Pestizide, Quecksilber, Amalgam) gelten als Ursache für die scharf begrenzten, entzündlich kahlen Stellen. 

Zu dieser Form des Haarausfalls zählt auch der Verlust aller pigmentierten Haare bzw. der Totalverlust der ganzen Körperbehaarung. Als Behandlung kann eine entzündungshemmende Therapie helfen. Weiters gibt es Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken und die Abwehrzellen an der Zerstörung der Haarfollikel hindern bzw. die betroffenen Haarwurzeln erfolgreich wieder in die Wachstumsphase überführen. Chemische Mittel, Vereisung, Bestrahlungen mit UV-Licht „lenken“ die Immunabwehr von den Haarwurzeln ab und diese können sich wieder erholen. 

Diffuser Haarausfall 
Die Ursachen für Alopecia diffusa sind vielseitig. Die meist vorübergehende Störung kann aufgrund von Krankheit, durch Diäten, anhaltende Mangelerscheinungen (vor allem Eisen, Zink, Folsäure, Vitamin B12), Stoffwechsel- oder Hormonstörungen (Schilddrüse, Geschlechtshormone), Diabetes mellitus, Stress sowie bei Frauen die Geburt eines Kindes ausgelöst werden. 

Der Haarverlust ist nicht auf einen bestimmten Teil des Kopfes beschränkt, sondern das Haar wird allgemein schütter. Wird die zugrundeliegende Ursache behandelt, verschwindet auch der Haarausfall meist spätestens nach einigen Monaten. 

Wie erfolgt die Diagnose? 
Um herauszufinden, was hinter dem Problem steckt, richtet sich der Arzt im ersten Schritt nach den optischen Anzeichen. Muster der Ausdünnung bzw. Glatzenbildung lassen meist schon die Form des Haarausfalls erkennen. Eine Blutuntersuchung gibt Hinweise auf Mangelerscheinungen, Störungen des Stoffwechsels oder der Hormone. 

Mittels Zupftest (Epilationstest) kann geprüft werden, wie leicht sich die Haare aus der Kopfhaut lösen. Weitere Analysemethoden ermöglichen die mikroskopische bzw. computergestützte Bestimmung von Haardichte, -durchmesser und Status der Wurzeln. Bei einer Biopsie werden kleinste Proben der Kopfhaut inklusive Haarwurzeln entnommen und untersucht.

Je früher die richtige Diagnose gestellt und eine geeignete Therapie begonnen wird, desto größer ist die Chance, möglichst viele Haare zu retten. In zahlreichen Studien werden verschiedene Wirkstoffe erprobt und es wird der Versuch unternommen, neue Haarwurzeln aus Stammzellen zu gewinnen. Eigenblutbehandlungen sollen ebenfalls gute Erfolge zeigen. Nutzt alles nichts und sind die Haare einmal weg, dann bleibt meist nur noch die Haartransplantation oder der Griff zur Perücke.

Der Haarzyklus
Dieser besteht aus drei aufeinanderfolgenden Phasen, die sich ständig wiederholen. Der Tatsache, dass jedes Haar für sich zeitlich versetzt diesem Zyklus folgt, verdanken wir einen gleichmäßigen Haarbestand. 
• In der Wachstumsphase (Anagenphase) entwickelt sich eine neue Haarwurzel, die das Haar (Papillarhaar) produziert. Etwa 80 bis 90 Prozent aller Haare auf unserem Kopf befinden sich in dieser Phase, die etwa zwei bis sechs Jahre dauert. Die maximal erreichbare Haarlänge hängt entscheidend von der erblich bedingten Dauer der Wachstumsphase ab. 
• Die Übergangsphase (Katagenphase) dauert zwei bis drei Wochen. Dabei stellt die Haarmatrix (Wachstumszone der Haarwurzel) die Zellproduktion ein, der Haarfollikel verengt sich im unteren Bereich und löst sich schließlich von der Papille. 
• Die Ruhe- bzw. Ausfallsphase (Telogenphase) dauert etwa zwei bis vier Monate und betrifft bis zu 18 Prozent der Haare gleichzeitig. In dieser Phase regeneriert sich die Papille und der Follikel. Die Matrix beginnt wieder mit der Zellteilung und produziert neues Haar.

‚Nahrung‘ für die Haare
• Vitamin A (Retinol) fördert die Produktion von Talg in der Kopfhaut und pflegt damit Haarfollikel. Dieses Vitamin ist zum Beispiel in Karotten, Grünkohl oder Lebertran enthalten. 
• B-Vitamine (Vitamin B3, B5, B6, B7, B9 und B12, Biotin) kommen vor allem in Fisch, Fleisch, sowie Nüssen, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten vor und bilden Keratin, den Hauptbestandteil der Haare. Außerdem wirken sie gegen Haarbruch und Entzündungen der Kopfhaut. Vitamin B9, auch als Folsäure bekannt, fördert durch die Zellteilung an der Haarwurzel das Wachstum. 
• Vitamin C (in Obst und Gemüse, vor allem Zitrusfrüchten, Paprika, Brokkoli) fördert die Durchblutung der Kopfhaut und steigert die Bioverfügbarkeit von Eisen, welches ein sehr wichtiges Element für das Haarwachstum darstellt. 
• Vitamin D wird durch die Sonneneinstrahlung automatisch über unsere Haut aufgenommen. Ein Mangel verkürzt die Wachstumsphase der Haare und kann so zu Haarausfall führen. 
• Eisen: Neben Müdigkeit und Schlappheit kann Eisenmangel zusätzlich auch zu Haarausfall führen. Besonders betroffen sind Frauen. Eisen findet man in Sesam, Pistazien, Cashewkernen und Spinat. 
• Zink, Calcium & Magnesium sind ebenfalls wichtig für den Haarwuchs. Milch und Milchprodukte, grünes Gemüse wie Blattspinat und Brokkoli, aber auch Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Nüsse sollten daher auf den Speiseplan. 
• Eiweiße (Proteine) und Aminosäuren sorgen für eine gesunde Haarentwicklung und Haarstruktur. So sind die Haare kräftiger und weniger empfänglich für Stress. Bei einem Mangel können sie brüchig und spröde werden.

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