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GESUNDHEIT & VITALITÄT

Anti-Aging für die Gefäße

Wenn wir altern, zeigt sich dies am deutlichsten an unseren Blutgefäßen. Welche Maßnahmen unser Herz-Kreislauf-System länger jung halten. Von Mag. Regina Modl

Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße.“ Dieses Zitat wird häufig verwendet, um die zentrale Rolle der Gefäße für die Gesundheit des Menschen zu betonen. 

Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich der Zustand unseres Herz-Kreislauf-Systems auf den Alterungsprozess des ganzen Körpers auswirkt und es sehr wohl einen Unterschied zum chronologischen Alter geben kann. 

Das bedeutet, gemessen am Zustand seiner Blutgefäße kann ein 50-Jähriger biologisch durchaus 10 bis 20 Jahre jünger sein. Andererseits kommt es auch vor, dass der Gefäßtest eines 40-Jährigen dem biologischen Alter eines 60-Jährigen entspricht. 

So altert unser Herz-Kreislauf-System
Die Blutgefäße – jene röhrenförmigen Gebilde, die unseren ganzen Körper in einem zusammenhängenden Netzwerk durchziehen – transportieren das Blut in jeden noch so entfernten Winkel. Dadurch werden alle unsere Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, aber auch sämtliche Abbauprodukte aus den Geweben in Richtung der Ausscheidungsorgane (Nieren, Darm, Lunge, Haut) befördert. 

Die Gefäße liefern auch Bestandteile von Immunabwehr und Blutgerinnung dahin, wo sie gerade gebraucht werden. Um die Aufgaben erfüllen zu können, braucht dieses Transportsystem freie Bahn. Gefäße frei von Verstopfungen und Verengungen zu halten, ist daher überlebenswichtig. Der Alterungsprozess des Herz-Kreislauf-Systems ist ein komplexer Vorgang, der eng mit strukturellen und funktionellen Veränderungen unserer Blutgefäße verbunden ist. 

Bereits mit rund 20 Jahren beginnt die Geschmeidigkeit der Gefäße langsam nachzulassen. Mit fortschreitendem Alter werden sie immer starrer und spröder und verlieren ihre Fähigkeit, sich den unterschiedlichen Belastungen des Blutdrucks anzupassen. Dies wird durch verschiedene Faktoren wie genetische Veranlagung, Umwelteinflüsse und Lebensstilentscheidungen beschleunigt. 

Verantwortlich dafür ist einerseits die mit dem Alter immer weniger werdende Zahl an Zellen, die für die Wasserbindung benötigte Hyaluronsäure produzieren. Andererseits steigt mit der Zeit – vor allem durch einen ungesunden Lebensstil – der Cholesterinspiegel und die Fettablagerungen verstopfen nach und nach die Gefäße. Dadurch behindern sie die Blutversorgung und führen zu Arteriosklerose. Teile der Fettablagerungen können sich auch losreißen und zu Blutgerinnseln führen. 

Auswirkungen auf den ganzen Körper
Funktionieren die Gefäße nicht mehr richtig, hat dies weitreichende Auswirkungen. Wenn die Gefäßwände sich versteifen und verengen, ist der Sauerstofftransport jenseits der Engstellen reduziert. Dadurch altern die Zellen und Organe schneller, chronische Erkrankungen treten früher und häufiger auf. Sind die Gefäße komplett verstopft, fallen Organteile aus. 

Doch nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, sondern auch die Gehirngesundheit wird beeinträchtigt. Menschen mit schlechter Gefäßgesundheit haben Studien zufolge ein höheres Risiko, kognitive Störungen und Demenz zu entwickeln. Der Grund liegt darin, dass eine gestörte Durchblutung die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt, was zu Schäden an den empfindlichen Nervenzellen führen kann. 

Auch Organe wie die Nieren und die Haut sind von der Gefäßgesundheit abhängig. Chronische Gefäßprobleme können die Filterfunktion der Nieren beeinträchtigen und die Entstehung chronischer Krankheiten wie Diabetes beschleunigen. Gleichzeitig trägt die reduzierte Durchblutung zur Alterung der Haut bei, was sich in einer geringeren Elastizität und einem Verlust von Spannkraft äußert. 

Wie wir unsere Gefäße länger jung halten können
Die wichtigste Anti-Aging-Maßnahme für die Gefäße und somit für den ganzen Körper besteht in der Vorbeugung. Während man früher die altersbedingten Beeinträchtigungen als unausweichlich hinnahm, weiß man heute, dass die krankhaften Prozesse an den Arterien verhindert oder zumindest maßgeblich verzögert werden können. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Antioxidantien schützen die Zellen vor schädlichen Stoffwechselprodukten, den freien Radikalen. 

Der regelmäßige Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und ungesättigten Fettsäuren (gesunde Omega-3-Fettsäuren sind in Fisch, Nüssen und Samen enthalten) reduziert Entzündungen in den Gefäßwänden. Eine fettreiche und zuckerlastige Ernährung hingegen führt zu erhöhten Cholesterinwerten und Übergewicht, die wiederum die Bildung von Plaques begünstigen. Eine Reduktion des Alkoholkonsums hat ebenfalls nachweislich positive Effekte. Ein weiterer Schlüssel zur Gefäßgesundheit ist regelmäßige Bewegung. 

Beim Sport wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren wird vermehrt Stickstoff freigesetzt. Dies bewirkt im Körper eine Erweiterung der Gefäße, was zu einer stärkeren Durchblutung führt. Dadurch werden Muskeln, Organe und somit auch das Herz besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Stress und Schlafmangel können ebenfalls eine negative Rolle spielen, da sie den Blutdruck erhöhen und Entzündungsprozesse im Körper verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen helfen, Stress abzubauen und die Gefäße zu entlasten. 

Rauchen ist der größte Feind für die Blutgefäße und das kardiovaskuläre System insgesamt. Nikotin, ein Hauptbestandteil von Tabak, stimuliert die Freisetzung von Adrenalin, was zu einer Kontraktion der Blutgefäßmuskulatur führt. Dies verengt die Gefäße und erhöht den Blutdruck. Dadurch wird die Durchblutung eingeschränkt, was besonders in den Extremitäten (Händen und Füßen) spürbar ist. Die in Zigaretten enthaltenen Chemikalien schädigen die innere Auskleidung der Gefäße und erhöhen das Risiko für Entzündungen, Ablagerungen, Verhärtungen und Verdickungen der Arterien. 

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle in der Gefäßgesundheit. Regelmäßige Untersuchungen beim Arzt, bei denen Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker überprüft werden, helfen, potenzielle Probleme wie eine Arteriosklerose frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern. Entsprechende Medikamente können dazu beitragen, die Gefäßgesundheit zu verbessern, müssen jedoch von einem Arzt individuell verordnet werden. 

Insbesondere Personen mit familiärer Vorbelastung sollten diese Vorsorgemaßnahmen ernst nehmen. Durch detaillierte Ultraschalluntersuchungen des Gefäßsystems (Hals, Brust, Bauch und Beine) lassen sich Durchgängigkeit, Dicke und Elastizität der Adern feststellen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen vorbeugen.

Tipps für gesunde Gefäße
So sorgen Sie für einen intakten Blutfluss in Arterien und Venen:
• Aktiver Lebensstil: 150 Minuten Bewegung pro Woche halten die Gefäße gesund, senken Blutdruck, Blutfette sowie Übergewicht. Nehmen Sie regelmäßig die Treppe statt des Aufzugs. Lassen Sie das Auto öfter stehen, nehmen besser das Fahrrad oder gehen möglichst viel zu Fuß.
• Bewusste Ernährung: Vollkornprodukte, Müsli, frisches Obst und Gemüse, wenig Fette dafür Fisch sowie fettarme Milchprodukte sollten den Speiseplan dominieren. Gehen Sie sparsam mit Salz um!
• Ausreichend trinken: Optimal sind zwei Liter pro Tag, am besten natriumarmes Wasser und ungesüßte Tees.
• Entspannung: Stress erhöht den Cortisolspiegel und fördert so die Bildung von Kalkablagerungen in den Gefäßen. Daher Stress abbauen, etwa durch Meditation, Yoga, Pilates und Co.
• Langes Sitzen vermeiden: Stehen Sie im Büro immer wieder auf und machen Sie Fußgymnastik. Legen Sie bei längeren Autofahrten Pausen ein und gehen ein paar Schritte. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen unterstützt den Rückstrom des Blutes zum Herzen und verhindert Krampfadern.
• Heiß und kalt: Wechselbäder, Güsse, Wassertreten, Sauna – der Wechsel von heiß und kalt regt die Durchblutung an, macht die Gefäße elastisch und lässt geschwollene Beine schlanker werden.

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