Endlich Ferien! Damit nur spannende Erlebnisse im Vordergrund stehen, und keine Krankheit die Zeit vermiest, sollte man mit einer gut bestückten Reiseapotheke sowie entsprechenden Impfungen vorbereitet sein. Und ein paar Ratschläge beachten. Von Dr. Eva Greil-Schähs
Die Österreicher sind gerne unterwegs: Fast zwei Drittel der Bevölkerung waren zwischen Juli und September vergangenen Jahres auf Urlaub, mehr als die Hälfte davon im Ausland.
Das kann man verstehen, denn auf Reisen warten unvergessliche Abenteuer, atemberaubende Landschaften und neue Erfahrungen. Doch auch kleine Wehwehchen oder plötzliche Erkrankungen können unterwegs auftreten. Wer da nicht vorbereitet ist, muss mit getrübter Stimmung rechnen.
Ob in den pulsierenden Straßen einer Metropole, am sonnenverwöhnten Strand oder in den majestätischen Bergen – in jedem Urlaub sollte man immer eine gezielt durchdachte Reiseapotheke im Gepäck haben. So steht dem gemeinsamen Urlaubsspaß der ganzen Familie nichts im Weg. Denn gute Vorbereitung bedeutet mehr als eine Sammlung von Medikamenten!
Vor Abreise den Arzt aufsuchen!
Wichtig daher: Schon vor der Reise sollte man seinem Arzt einen Besuch abstatten und klären, welche Impfungen notwendig sind oder welche Standardimpfungen aufgefrischt werden sollten. Auch kann er oder sie Sie am besten dazu beraten, welche Medikamente nun für Ihre Familie unerlässlich sind.
Etwa 4 bis 8 Wochen vor Reisebeginn einen Termin diesbezüglich ausmachen. Genaue Informationen über regionale Gefahren wie Malaria, Gelbfieber, Zikavirus oder andere Tropenkrankheiten sowie Tollwut und Tierseuchen erhält man im Tropeninstitut oder in spezialisierten Praxen für Reisemedizin sowie in den Landessanitätsdirektionen.
Wieder mehr Fernreisen
Der Großteil der Reisen führte die Österreicher 2024 in eines unserer Nachbarländer, aber auch die Fernreisen nahmen wieder zu, 5 Prozent der Urlauber haben eine solche unternommen. „Zwar sind für Länder wie Italien oder Kroatien keine speziellen Reiseimpfungen notwendig“, erläutert die Wiener Reisemedizinerin Dr. Katharina Riedl. „Dennoch lohnt es sich zu überprüfen, ob die Standardimpfungen alle auf dem letzten Stand sind.“
FSME gibt es nämlich auch in Kroatien, Tetanus (Wundstarrkrampf) kann man sich überall zuziehen, und Hepatitis ist ebenfalls in Italien und Spanien ein Thema. Welche Impfungen sinnvoll sind, hängt von mehreren Faktoren ab: dem momentanen Infektionsrisiko am Ziel, der Art des Urlaubs und seiner Dauer, dem individuellen Gesundheitszustand sowie dem bereits bestehenden Schutz.
„Beachten Sie den Spezialfall Gelbfieberimpfung: Diese Impfung wird zwar nur in bestimmten Ländern tatsächlich als Krankheitsschutz benötigt, viele Länder schreiben eine Impfung bei Einreise allerdings vor, wenn man sich vorher in einem Gelbfieberland aufgehalten hat“, erklärt Dr. Riedl.
Tollwut-Gefahr nicht unterschätzen
Eine Tollwut-Impfung dagegen ist in Endemiegebieten wie Teilen Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und sogar Osteuropas eine gute Idee. Diese Erkrankung sollte man keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, denn sobald Symptome auftreten, ist sie bis zum heutigen Tag tödlich. „Wer nicht geimpft ist, muss sich nach einem Biss von einem verdächtigen Tier so schnell wie möglich eine sogenannte postexpositionelle Prophylaxe, also eine Impfung nach dem Kontakt mit dem Erreger, holen“, erklärt die Reisemedizinerin.
„Das kann in manchen Destinationen allerdings sehr schwierig bis unmöglich sein. Dieses Risiko sollte man also besser nicht eingehen. Reisende, die in Regionen mit schlechten hygienischen Bedingungen fahren, haben überdies ein erhöhtes Risiko, an Typhus zu erkranken. Typische Symptome stellen hohes Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Durchfall dar. Eine Impfung verringert das Infektionsrisiko, bietet aber keinen vollständigen Schutz. Auf eine sorgfältige Lebensmittelauswahl und gute Trinkwasserhygiene ist daher auf jeden Fall zu achten.
Auf Essen und Trinken achten
Einige Faustregeln: Nur gekochtes oder geschältes Frischobst sowie Gemüse essen und nur als eindeutig trinkbar identifizierbares Wasser trinken! In fragwürdigen Lokalitäten keine Eiswürfel in Getränke geben lassen, wenn man nicht sicherstellen kann, dass diese aus Trinkwasser gemacht werden. Leitungswasser nur zum Waschen mit Syndets oder Seife verwenden, im Zweifelsfall mit den Desinfektionstabletten aufbereiten oder abkochen.
Die Übertragung des Hepatitis-A-Virus erfolgt über fäko-orale Schmierinfektion, Leitungswasser, Eiswürfel und belastete Lebensmittel. Riskant ist in bestimmten Ländern besonders der Verzehr von Speiseeis, Frischmilch, Salaten, rohem Fleisch, Fisch, Muscheln, Austern und Krebstieren. Grundsätzlich empfehlen Experten auch Händedesinfektion mit sich zu führen, je nach Land mitunter auch Tabletten zur Wasserdesinfektion sowie ein Set steriler Nadeln und Spritzen inklusive Haut- und Wunddesinfektionsmittel.
Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
Etwaige Dauermedikation muss gut im Voraus geplant werden. Ratsam ist es, immer eine gewisse Reserve einzupacken – und zwar entweder im Handgepäck oder auf mehrere Gepäckstücke aufgeteilt, um eine Versorgung sicherzustellen. Insulinspritzen vermögen beispielsweise mit einem ärztlichen Attest im Handgepäck im Flugzeug transportiert zu werden. Eine mögliche Zeitverschiebung ebenfalls beachten und den Medikationsplan dementsprechend anpassen.
Die Venen schützen
Bei längeren Routen in Flugzeug, Auto oder Zug an das Risiko einer Thrombose (Verschluss eines Blutgefäßes) denken! Viel trinken (alkoholfrei!), regelmäßige Pausen oder etwa stündliches Aufstehen und Gehen vermindern die Gefahr. Auch im Sitzen kann man mit wippenden Beinbewegungen die Venenpumpen aktivieren. Stützstrümpfe bieten eine einfache Lösung für Flugreisen. Am besten weite, bequeme Kleidung für die An- und Abreise wählen. Hochrisikopatienten sollten sich zur Möglichkeit der Thrombosevorbeugung in Spritzenform informieren.
Verdauung im Urlaubsstress
Übelkeit, insbesondere am Weg zum Ziel oder auf Ausflügen wird immer wieder zum Thema, vor allem auch mit Kindern. Hier ist es hilfreich, Dragees oder Kaugummis gegen Reisekrankheit mitzunehmen. Mittel gegen Erbrechen oder solche, die krampflösend wirken, kann man im Handgepäck unterbringen und für akute Fälle bereithalten. Etliche Reisende erwischt „Montezumas Rache“ mit Durchfällen und Bauchschmerzen.
Dann ist es wichtig, ausgeschiedene Flüssigkeit und Elektrolyte wieder zu ersetzen. Granulate oder Tabletten mit den wichtigsten Elektrolyten, Aktivkohletabletten und gerbstoffhaltige Arzneimittel sollten also unbedingt in der Reiseapotheke enthalten sein. Aktivurlauber, die über mehrere Stunden keine Möglichkeit haben, eine Toilette aufzusuchen, packen am besten so genannte motilitätsstoppende Mittel zur Hemmung der Darmaktivität ein.
Da ebenfalls Verstopfung durch den Urlaubs- und Reisestress keine Seltenheit ist, stellen Stuhlweichmacher und sanfte abführende Mittel gute Begleiter dar. Nach der Erkrankung muss das durcheinander geratene Gleichgewicht der Darmflora wiederhergestellt werden. Hier sind Probiotika empfehlenswert. Wenn Sie bereits wissen, dass Sie zu jenen gehören, die schnell Bauchweh und Durchfall bekommen, sollten Betroffene ihren Körper bereits vor Antritt der Reise wappnen.
Etwa mittels Probiotika, welche verschiedene „gute“ Darmbakterien für eine gesunde Darmflora enthalten, vermag man der unangenehmen Reisekrankheit vorzubeugen. Es gibt in der Apotheke speziell entwickelte Reise-Präparate, welche die eigene Darmflora unterstützen und später krankmachende Keime verdrängen, was die Dauer des Leidens verringern kann. Man darf sie natürlich auch während des Urlaubs weiterhin einnehmen.
Schmerzen rasch ausschalten
Schmerzmittel sollte man immer mit sich führen. Denn leider kann man sich im Urlaub leicht verkühlen oder Kopfschmerzen treten plötzlich auf. Ins Handgepäck kommen am besten auch Lutschtabletten gegen Halsschmerzen bei Flugreisen oder längeren Zugreisen mit Klimaanlagen. Für Kinder geeignete Arzneien einpacken.
Es surrt und sticht
Ob Gelsen, Bremsen oder Wespen – unliebsame Insekten schwirren in der warmen Jahreszeit stets um Erholungssuchende herum. Um schmerzhafte, später juckende, Stiche zu vermeiden, sind so genannte Repellents hilfreich. Vor allem in den frühen Abendstunden sollten diese bei Aufenthalten im Freien zur Anwendung kommen. Manche davon können auch für einige Stunden die Zecken abwehren.
Im Fall eines Stiches kommen lokal wirkende, antientzündliche, juckreizlindernde Cremes und Gels zum Einsatz. Bei bekannter Insektengift-Allergie ist selbstverständlich immer ein entsprechendes Notfalls-Set mitzuführen.
Der Sonnen entgegen…
… aber niemals ohne entsprechenden Schutz der Haut! Ein Tag am See oder ein Ausflug ins Gebirge – die UV-Belastung ist bereits in unseren Breiten nicht zu unterschätzen. Wen es in den Süden zieht, der sollte natürlich umso mehr daran denken: ein entsprechender Sonnenschutz (UV-Schutz) selbstverständlich sein! Leider kommt es vielfach dennoch zu roter Haut. Auf den Hauttyp ist besonders zu Beginn der Reise ein hoher Faktor wichtig.
Was viele nicht bedenken: Gebräunte Haut schützt nicht vor Sonnenbrand! Bei Personen mit Dermatitis durch Sonneneinstrahlung (Sonnenallergie) oder sehr empfindlicher Haut ist eine ausgiebige Beratung wichtig. Eine Vorbereitung mit Calcium und die Pflege nach dem Sonnenbad helfen, die Haut vor Ausschlägen und Quaddeln zu schützen. Speziell die Lippen und die Haut rund um die Nase erfährt häufig eine Herpesaktivierung durch UV-Strahlung.
Wer sich eine ausgeklügelte Reiseapotheke zulegt, sich an die gängigen Hygiene-Regeln hält und Vernunft walten lässt, hat die besten Chancen, ohne „Wehwehchen“ und tiefenentspannt durch den Urlaub zu kommen!
Das gehört in die Reiseapotheke
Packen Sie Ihre Reiseapotheke in einem wasserdichten Beutel, griffbereit verstauen. Bewahren Sie notwendige Medikamente nicht im aufgegebenen Koffer, sondern im Handgepäck auf, um bei Verzögerungen Zugriff zu haben.
• Arzneimittel gegen Fieber, Schmerzen und Entzündungen
• Arzneimittel gegen Verstopfung und Durchfall, Probiotika zum Aufbau des Mikrobioms
• Elektrolyte/ -lösungen bei Durchfall
• Verbandsmaterial, Wunddesinfektionsmittel
• Gel, Creme bei Sportverletzungen, Muskelschmerzen
• Sonnenschutzmittel, auch Kühlendes gegen Sonnenbrand
• Mittel gegen Insektenstiche (Bei Insektengiftallergie: Notfallset), Repellents
• persönliche Arzneimittel