Der Frühling ist da und nun soll der Winterspeck endlich weg. Wir klären ein paar Fragen, damit das Abnehmen nicht zum Frust wird. Von Sabine Bisovsky
1. Warum nehmen Männer meist leichter ab als Frauen?
Es scheint wirklich ungerecht, aber leider ist es wahr: Die überschüssigen Speckröllchen der Männer schmelzen schneller dahin als die der Frauen. Das hat biologische und hormonelle Gründe.
Das Verhältnis von Muskel- zu Fettmasse bestimmt mit, ob man sich beim Abnehmen leicht oder schwer tut. Muskelgewebe ist viel stoffwechselaktiver als Fettgewebe. Männer haben grundsätzlich mehr Muskelmasse als Frauen. Deshalb verbrennen sie auch in Ruhe mehr Kalorien. Das bedeutet, dass Männer in der Regel schneller in ein Energiedefizit kommen und damit leichter Gewicht verlieren.
2. Habe ich eine Chance, nach einer Diät irgendwann wieder normal zu essen?
Wer bereits erfolgreich abgenommen hat, macht oft die Erfahrung, dass die Kilos sehr schnell wieder zurückkommen. Dann beginnt man die nächste Diät und so weiter. Das nennt man den klassischen Jo-Jo-Effekt. Aus dieser Diätspirale gilt es rauszukommen. Die Zauberformel lautet: Je langsamer ich abnehme, desto eher bleibt das Gewicht unten!
Wer seinen Körper ständig nur auf Sparflamme laufen lässt, darf sich nicht wundern, wenn sich der Stoffwechsel irgendwann mit dem Wenigen zufrieden gibt. Kurbeln Sie deshalb Ihren Energiebedarf wieder an. Mehr Bewegung – vor allem Krafttraining – führt zu mehr stoffwechselaktiver Muskulatur und damit zu höherem Kalorienverbrauch auch in Ruhe.
3. Wie kann es sein, dass ich mich eisern halte und trotzdem plötzlich mehr wiege?
Manchmal ist es echt frustrierend. Man hält sich beharrlich fern von Schoki, Chips und Bier, aber trotzdem zeigt die Waage mehr an als Tage zuvor. Es gibt harmlose Gründe dafür – keiner davon sollte Sie aus der Bahn werfen. Aufgrund salzreicher Kost (z. B. Sushi, die in Sojasauce getunkt werden, essigsaures Gemüse, Suppen) speichert der Körper vorübergehend mehr Wasser. Und das sieht man auf der Waage.
Mehr Wasser lagert der weibliche Körper auch vor der Periode ein. Schuld daran sind die Hormonschwankungen. Manchmal ist ein kurzfristiges Plus auf der Waage schlichtweg einem gut gefüllten Verdauungstrakt geschuldet. Hat es am stillen Örtchen ein paar Tage nicht so geklappt – weil z. B. im Urlaub meist gar nichts geht – darf man das Zusatzkilo ganz entspannt sehen. Generell ist es nicht ratsam, sich täglich zu wiegen. Das macht nur unnötig Stress. Ein kritischer Blick in den Spiegel reicht meist aus, um den Ist-Zustand ehrlich einzuschätzen.
4. Gibt es gute und schlechte Futterverwerter?
Obwohl manche Menschen gar nicht mehr essen als andere, fällt ihnen das Gewichthalten besonders schwer. Bisher wurden sie belächelt. Doch nun erhalten sie Rückendeckung aus der Mikrobiota-Forschung. Denn offensichtlich ist die Darmflora bei guten und schlechten „Futterverwertern“ anders zusammengesetzt. Der Mikrobenmix ist dafür verantwortlich, wie gut oder schlecht wir unser Essen ausnutzen.
Schlanke haben mehr Schlankmacher-Bakterien, welche die gegessene Nahrung nicht so gut verwerten wie die sogenannten Dickmacher-Bakterien. Menschen, die sehr leicht zunehmen, haben überwiegend Dickmacher-Bakterien in ihrem Darm. Besonders gerne futtern diese schnell verdauliche Kost wie Weißbrot, Süßigkeiten, Mehlspeisen. Ballaststoffe aus Obst, Gemüse, Bohnen sind das Lieblingsfutter der Schlankmacher-Darmbakterien.
Die gute Nachricht: Durch eine Ernährungsumstellung kann man das Verhältnis der bösen zu den erwünschten Darmbakterien verschieben. Allerdings lässt sich die Schuld an den lästigen Fettröllchen nicht allein den Bakterien in die Schuhe schieben. Man schätzt ihren Beitrag daran auf etwa fünf bis zehn Prozent.
5. Kann Entschlacken beim Abnehmen helfen?
Man kann es nicht oft genug sagen: Im Stoffwechsel des Menschen fallen keine „Schlacken“ an. Diese gibt es nur im Hochofen bei der Metallverarbeitung oder bei der Abfallverbrennung. Der gesunde Körper scheidet Endprodukte des Stoffwechsels und Giftstoffe über Niere, Darm, Lunge und Haut aus. Selbst wenn etwas Unerwünschtes im Körper zurück bleibt, wird man diese Reste nicht mit Fastenkuren, Einläufe und anderen „ausleitenden Verfahren“ los.
Im Gegenteil - Fasten zum Zweck der Entschlackung kann sogar einen Gichtanfall auslösen und damit qualvolle Schmerzen verursachen. Nimmt man längere Zeit Abführ- und Entwässerungsmittel, kann dies den Mineralstoffhaushalt aus dem Lot bringen sowie Nieren- und Darmfunktion stören. Vertrauen Sie Ihren körpereigenen „Entgiftungsfabriken“ und pflegen diese so achtsam wie Ihr Gesicht! Die beste Reinigung von innen erzielen Sie durch:
• viel trinken
• ballaststoffreich essen
• nicht rauchen
• Alkohol nippen statt kippen
• Gemüse und Obst gut waschen
• hochwertige Lebensmittel essen
6. Warum ist ein Frühstück beim Abnehmen wichtig?
„Frühstücke wie ein Kaiser, iss mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann!“ Lange galt dieses alte Sprichwort als unwissenschaftlicher Mythos. Eine deutsche Studie zeigte nun, dass hier etwas dran ist. Denn die beim Verdauen erzeugte Wärmeproduktion der Probanden war in der Früh mehr als doppelt so hoch wie am Abend – unabhängig von der aufgenommenen Energiemenge.
Zudem war der Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen deutlich geringer. Die Ergebnisse deuten den Autoren zufolge darauf hin, dass ein ausgiebiges Frühstück besser vor Übergewicht schützt als ein reichhaltiges Abendessen. Außerdem führt das Breakfast-Cancelling zu verstärktem Hungergefühl während des ganzen Tages.
7. Kann Schlafmangel dick machen?
Wer nach Mitternacht schlafen geht, bekommt im Laufe der Nacht trotz Abendessens oft wieder Hunger. Wissenschafter der Universität Chicago haben herausgefunden, dass bei Schlafmangel das körpereigene Cannabinoid im Blut erhöht ist, das ähnlich wie Haschisch die Esslust steigert. Zudem dürften die Steuerhormone für Hunger und Sättigung bei zu wenig Schlaf durcheinanderkommen.
Der zusätzliche Griff zum späten Snack bleibt nicht ohne Folgen auf der Waage. Weniger als sechs Stunden Schlaf pro Tag erhöhen damit langfristig das Risiko für Übergewicht. Nachteulen mit Gewichtsproblemen tun also gut daran, nächtlichen kulinarischen Gelüsten möglichst zu widerstehen.